Das Weltkulturerbe

Die Weltreligionen

Das jüdische Volk

 

Die großen Religionen der Welt: Lehre, Mythen, Glaubenspraxis

Text von Myrtle Langley

Die Heilige Schrift führt die Herkunft des jüdischen Volkes auf die Stammväter (Patriarchen) Abraham, Isaak und Jakob zurück. In ihren täglichen Gebeten bezeichnen sich die Juden als „Kinder Abraham“.

Israel, der Name des Volkes, leitet sich von dem Namen ab, den Gott dem Jakob gab (Genesis 32, 29). Um 1800 vor Christi zog Abraham aus Mesopotamien (heute Irak) nach Kanaan (später Palästina), in das „Gelobte Land“, auf dessen Boden sich der heutige Staat Israel befindet. Später gingen die Söhne Jakobs nach Ägypten. Um 1250 vor Christi führte Mose die Israeliten, die nun wie Sklaven behandelt wurden, aus Ägypten heraus (Exodus).

Unterwegs schloss der Gott der Väter auf dem Sinai einen Bund mit Israel. Er gab Mose die Zehn Gebote, niedergeschrieben auf zwei steinernen Tafeln. Sie bilden das Herzstück des „mosaischen Gesetzes“, der Thora. Diese ist mehr als religiöse Lehre - sie begründet die Identität des Volkes Israel: Es ist das auserwählte Volk Gottes, der sich in der Geschichte offenbart.

Dieser Gott, der eine und einzige, der allmächtige Schöpfer und Herrscher der Welt, steht zu den Menschen, die sich zu ihm bekennen.

 

Familie und Gemeinde

Mehr noch als die Synagoge ist die Familie das Zentrum der jüdischen Religion. Das Familienleben ist den Juden besonders wichtig. Deshalb sind viele jüdische Feste auch Familienfeste. Das wichtigste ist der allwöchentliche Sabbat (Schabbat), ein Tag der absoluten Arbeitsruhe. Er erinnert an die Schöpfung, nach deren Vollendung Gott ruhte, wie es in der Bibel heißt. 

Der Sabbat beginnt bei Sonnenuntergang (also schon Freitagabend) mit dem Sabbatgottesdienst in der Synagoge. Zu Hause folgt eine festliche Mahlzeit im Familienkreis, bei der die Hausfrau die traditionellen Sabbatkerzen entzündet und der Hausherr den Wein segnet und das Sabbatbrot bricht.

Am Samstag geht der Sabbat mit einem Morgengottesdienst, einem guten Mittagessen und viel Ruhe weiter. Der Sabbat endet bei Sonnenuntergang.

Die Thora

Im Mittelpunkt des Lebens frommer Juden steht die Thora. Oft übersetzt man dieses Wort mit „Gesetz“ oder „Gebot“. Besser ist der Begriff „Weissagungen“, weil Israel die Thora als Geschenk Gottes ansieht, das es ermöglicht, ein sinnvolles, glückliches Leben zu führen.

Die Thora ist in den ersten fünf Büchern der Bibel aufgezeichnet. Das Studium der Thora ist für fromme Juden eine Form von Gottesdienst. Im Gottesdienst in der Synagoge („Versammlung“) spielt die Thoralesung eine wichtige Rolle. Darüber hinaus betet jeder fromme Jude dreimal täglich.

Weil Gott den Juden die Thora anvertraut und in ihr sich selbst und seinen Willen offenbart hat, sind sie das auserwählte Volk mit einer besonderen Rolle im Heilsplan. Die Einhaltung des Gesetzes fördert die Einrichtung des Reiches Gottes auf Erden. Ein Messias („der Gesalbte“) wird dessen Anbruch ankündigen.